"Ich wünsche mir, dass sich bei mehr Menschen das Bewusstsein durchsetzt, nicht auf eigene Kraftfahrzeuge angewiesen zu sein."
Wie tragen Sie zur Mobilitätswende im Rheinisch-Bergischen Kreis bei?
Seit 2019 bin ich eine der 25 ehrenamtlichen Radwegepaten und -patinnen im Rheinisch-Bergischen und Oberbergischen Kreis. In einer Kooperation von „Naturpark Bergisches Land“ und dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club e.V., Kreisverband RheinBerg-Oberberg, überprüfen seither Wegepaten und -patinnen die Beschilderung hauptsächlich der RadRegionRheinland (RRR) auf Vollständigkeit und Unversehrtheit. Darüber hinaus unterrichten wir den Radwegemanager über den Zustand der Strecken, z.B. Gefahrenstellen, Wegbeschaffenheit, Infrastruktur.
Ziel des Radwegemanagements ist u.a. die Einheitlichkeit sowie nachhaltige Pflege und Weiterentwicklung der Radfahrqualität.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Job? Und warum ist er wichtig?
Um mehr Menschen weg vom Auto und hin zum Radfahren „zu bewegen“, ist eine entsprechende Infrastruktur notwendig. Hierzu zählt eine aussagefähige und lückenlose Beschilderung. Auch wenn viele Radfahrende mittlerweile Navigationsgeräte nutzen, bieten Schilder wichtige Orientierungspunkte vor Ort. Ich fahre selber lange Touren mit dem Rad, auch in Gegenden, wo ich mich nicht auskenne und folge dann oft den dortigen Wegweisern. Zwischenwegweiser (kleine rote Pfeile auf weißem Grund) sagen mir, dass ich mich noch auf der richtigen, fahrradfreundlichen Strecke befinde. Mit meiner Arbeit möchte ich unterstützen, dass sich ortsunkundige Radfahrende in meiner Region ebenfalls zurechtfinden und den Weg entsprechend genießen können.
Was wünschen Sie sich für die Menschen im Rheinisch-Bergischen Kreis?
Ich wünsche mir, dass sich bei mehr Menschen das Bewusstsein durchsetzt, nicht auf eigene Kraftfahrzeuge angewiesen zu sein. Verkehrslärm, Abgase und Reifenabrieb belasten die Nerven, gefährden die Umwelt und machen auf Dauer krank. Vorgärten sollten wieder für Biodiversität – Blumen und Sträucher als Lebensraum für Insekten und Vögel – genutzt werden und nicht als „ordentlich“ versiegelte Stellfläche für den Zweit- oder sogar Dritt-Pkw. Ich wünsche mir einen „schleichenden“ Mobilitätswandel, ermöglicht durch die Ausweitung der Infrastruktur. Die Möglichkeit des aktiven Ausprobierens und Förderung von E-Bikes, Lastenrädern, Rad-Routen, Car-Sharing, Schnellbussen, Fahrrad-Abstellanlagen/-boxen u.v.m. ist meiner Ansicht nach der erste Schritt auf den richtigen Weg.
Haben Sie noch eine Anekdote aus Ihrem Berufsalltag, die Sie mit uns teilen möchten?
Ich möchte keine Anekdote zur Tätigkeit als Radwegepatin erzählen, sondern schildern, wie ich zur Pendlerin wurde. Früher fuhr ich die seinerzeit acht Kilometer ins Büro „selbstverständlich“ mit dem Auto. Denn: „Der Hinweg führt bergauf; im Rock kann ich nicht Rad fahren; der Helm zerdrückt meine ‚Frisur‘; ich komme verschwitzt im Büro an; es könnte regnen; usw.“ – die üblichen Ausreden also, die jede und jeder halt so hat. Ein Kollege hat mich dann aber so lange genervt, bis ich mich aufs Rad geschwungen habe und ins Büro geradelt bin. Und siehe da: der Weg führt zwar bergauf, ist aber gar nicht so schlimm und die Strecke ist toll; den Rock habe ich in der Packtasche zum Kleiderwechsel; für die Frisur gibt es eine Bürste; ins Schwitzen komme ich nicht, wenn ich nicht so schnell fahre und gegen Regen und Kälte gibt es entsprechende Kleidung! Oft braucht man nur ein „Schlüsselerlebnis“ bzw. einen Anreiz und die Möglichkeit, etwas auszuprobieren. Wo ein Weg ist, kommt auch ein Wille.